Skizzen nennt Hartmut Rademann seine Figuren und Figurengruppen.
Eine Skizze ist eine mit wenigen Strichen angefertigte Zeichnung, die das Wesentliche zeigt. Es kann aber auch eine literarische Darstellung sein, die sich auf das Wesentliche beschränkt, als Entwurf, Vorstufe oder Bestandteil eines größeren Werkes dient. Die Skizze steht für den ersten Entwurf, den Versuch. Im Italienischen bedeutet es spritzen, heraus spritzen, dann in großen Strichen, Zügen entwerfen, skizzieren.
Der „Stift“ ist bei Hartmut Rademann eine Motorsäge, damit entstehen die Figuren und Figurengruppen. Sie wirken schemenhaft und angedeutet, doch manche haben eine ausgearbeitete Figur, ein kleines Detail, eine spezielle Haltung. Man könnte meinen, die Figuren sprechen miteinander. Manche stehen zusammen, sehen aus wie echte Menschengruppen, die sich vor einer Veranstaltung treffen, auf Einlass, den Bus, die Straßenbahn oder den Zug warten. - Warten auf Dinge, die da kommen?! Warten darauf, abgeholt zu werden? Oder haben sie etwas Gemeinsames vor und sprechen darüber? Oder genießen sie einfach die Lust am Zusammensein und Austausch? Vielleicht kennen sie sich gut oder lernen sich gerade kennen, das gemeinsame Warten und Stehen verbindet sie. Bei Manchen hat man das Gefühl, sie schauen in eine Richtung, haben ein Ziel. Die verschiedenen Figurengruppen kann man doch beliebig stellen oder anordnen und sie bekommen dadurch immer wieder eine andere Beziehung zueinander.
Die Skizzen bekommen somit eine dauerhaftere Bedeutung als ein Entwurf oder ein Versuch vielleicht sonst ist. Denen folgen meist weitere Arbeiten, genauere, detaillierter herausgearbeitet. Oft dienen Entwürfe nur als kurze Anhaltspunkte, Versuche werden verworfen. Bei den Skizzen von Hartmut Rademann kann man Haltungen, Gefühl und Ausdruck entdecken. Sie stehen deutlich und markant im Raum, sind unübersehbar und bedürfen keiner Veränderung.
Ute Rademann August 2016